23.05.2014

Der ENTREPRENEUR 4.0 AWARD 2014

Interview mit Felix Hoffmann, Kurator der Ausstellung „Portraying Visions“ in der WITTENSTEIN Innovationsfabrik

Zur Person: Felix Hoffmann ist Chefkurator von C/O Berlin, einem der führenden Ausstellungshäuser für Fotografie in Deutschland. Er gehörte zur Jury des ENTREPRENEUR 4.0 AWARD 2014 und ist darüber hinaus als Kurator zuständig für die Fotografie-Ausstellung „Portraying Visions“ in den Räumen der WITTENSTEIN Innovationsfabrik.

Welche Arbeiten wurden für den Wettbewerb eingereicht?

Felix Hoffmann: Neben den Foto-Künstlern waren auch Vertreter der angewandten Fotografie eingebunden, also Fotografen, die aus dem Fotojournalismus kommen oder im Bereich Mode- und Werbefotografie tätig sind. Wir als Jury haben zuerst die Frage nach der künstlerischen Idee bei den Profis und auch den Talenten gestellt. Besonders die Talente haben sich sehr stark mit dem Thema auseinandergesetzt, ihre Bilder waren von einer überraschend hohen Qualität.

Konnten sich die Juroren bei ihrer Entscheidung rasch einig werden?

F.H.: Die Juryentscheidung hat mehrere Stunden gedauert – es ist ja ein komplexer Vorgang. Anfangs haben wir alle Fotografien in Ruhe studiert und die Konzepte gelesen. Im Selektionsprozess wurden nach jedem Durchgang erneut die Arbeiten kontrovers betrachtet – bis zum Schluss nur noch zwei Künstler im Rennen waren. Es wurde viel diskutiert und selbst der letzte Durchgang hat noch einmal eine halbe, dreiviertel Stunde gedauert.

Was war Ihnen besonders wichtig?

F.H.: Für mich war die künstlerische Fragestellung an die Zukunft auf einer fotografischen Ebene sehr wichtig. Aus diesem Grund wurde auch Sascha Weidner zum Sieger gekürt. Er setzt sich mit der Materialität von Fotografie auseinander, beispielsweise fotografiert er eben nicht nur Natur, Bäume oder Kirschblüten. In seiner Arbeit „Hanami 4.0“ werden die Blätter der Kirschblüten zu Lichtpunkten, wodurch in der Materialität ein neues Bezugssystem entsteht – es geht auf einmal um die Frage: Was ist Fotografie? Fotografie gibt das wieder, worauf Licht fällt; und genau damit beschäftigt sich Weidner.

Was zeichnet den Fotografen Sascha Weidner aus?

F.H.: Sascha Weidner ist eine Ausnahmeerscheinung. Er geht mit dem Medium Fotografie reflektierend um und stellt kunstgeschichtlich interessante Wechselbeziehungen her. Bei ihm spielen Werden und Vergehen eine große Rolle. Er geht mit diesen Fragen teilweise schonungslos um und ist zudem ein brillanter Fotograf, was die Technik angeht – denn beispielsweise nachts Kirschblüten zu fotografieren, ist ja nicht ganz so einfach. Diese Komponenten aus Historie, Thema und Technik verknüpft er zu einem komplexen Bezugssystem. Seit Jahren schafft er es, eine eigene Bildsprache zu entwickeln und verfolgt neue Konzepte.

Was ist neu am Wettbewerb ENTREPRENEUR 4.0 AWARD?

F.H.: Man muss einen neuen Preis immer in größeren Zusammenhängen sehen: Es gibt verschiedene Corporate-Preise im Bereich Fotografie wie etwa den Dokumentar-Fotopreis der Wüstenrot-Stiftung oder den Deutsche Börse Photography-Preis. Ziel der WITTENSTEIN AG ist es, dass die Idee der Innovation selbst ein Label wird, bei dem sich immer wieder eine andere Firma engagieren kann. Ob ein Preis funktioniert, wenn man ihn vom Corporate einer Firma löst, muss sich zeigen. Falls sich der Preis durchsetzt – was sicher erst nach mehr als fünf Durchgängen sichtbar wird – wäre genau das eine ultimative und grandiose Innovation.