18.06.2012

Urbane Produktion und Industrie 4.0: Die Produktion der Zukunft bei WITTENSTEIN

Einweihung des innovativen Neubaus der WITTENSTEIN bastian GmbH am Standort Fellbach am 19. Juni 2012

Bereits Anfang des Jahres eröffnete die Fellbacher WITTENSTEIN bastian GmbH ihre neue geräusch- und emissionsarme Produktionsstätte für Verzahnungslösungen in unmittelbarer Nähe eines Wohngebietes. Jetzt wurde die „Urbane Produktion der Zukunft“ in der Lise-Meitner-Straße 10 auch offiziell eingeweiht – im Beisein von Ernst Burgbacher, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Technologie und Beauftragter der Bundesregierung für Mittelstand und Tourismus, sowie Fellbachs Oberbürgermeister Christoph Palm.

Schon der Standort ist mehr als ungewöhnlich: Direkt neben einer Passivhaussiedlung in Fellbach im Ballungsraum Stuttgart hat die WITTENSTEIN AG (mit Hauptsitz im 125 km entfernten Igersheim-Harthausen und rund 1.500 Mitarbeitern weltweit) in die neue hochmoderne Produktionsstätte 12 Millionen Euro investiert. Entstanden ist ein innovatives Gesamtkonzept aus Prozessoptimierung, Gebäude und Energieversorgung für das Tochterunternehmen WITTENSTEIN bastian GmbH – die „Urbane Produktion der Zukunft“: geräusch- und emissionsarm, ökologisch und ökonomisch zukunftsweisend. Ausgerichtet auf die künftigen Herausforderungen im Bereich Industrie 4.0 – der „vierten Stufe der industriellen Entwicklung“.

„Eine Fabrik in einen Ballungsraum zu integrieren, war eine große Herausforderung“, so Philipp Guth und Michael Müller, die sich die Geschäftsführung der WITTENSTEIN bastian GmbH seit April dieses Jahres teilen. „Man muss mit wenig Platz auskommen, will keinen Schmutz produzieren und zudem sparsam mit Energie und Ressourcen umgehen, um Menschen und Umwelt so wenig wie möglich zu belasten.“

Ökonomische, ökologische und soziokulturelle Nachhaltigkeit

Das 1906 gegründete Unternehmen, das heute rund 90 Mitarbeiter beschäftigt, platzte am bisherigen Firmensitz aus allen Nähten. Nur 300 Meter Luftlinie ist der 5.400 Quadratmeter große Neubau vom bisherigen Firmensitz entfernt – und doch liegen Welten zwischen der früheren „Zahnradfabrik“ und der neuen urbanen Produktionsstätte. Denn die hat es in sich: Gebäudetechnik und Maschinen sind auf geringstmöglichen Ressourcenverbrauch und zugleich höchste Präzision getrimmt. Alle technischen Themen wie Lärm, Abgas, Abfall, CO2-Ausstoß, Wasser und Abwasser sind ebenso gründlich berücksichtigt wie die architektonische Einbindung in das direkt benachbarte Wohnumfeld. Energie wird beispielsweise über mit Biogas betriebene Mikroturbinen erzeugt und zur Wärmegewinnung dient die Abwärme der eigenen Produktionsprozesse – mit ihr werden die Büros geheizt. Eine Photovoltaikanlage produziert so viel Energie, wie 100 Haushalte verbrauchen.

Genutzt wird diese Energie unter anderem zur ständigen Entfeuchtung der vollklimatisierten Luft in der Produktion – für die Mitarbeiter wurden so optimale klimatische Bedingungen hinsichtlich ihrer Gesundheit geschaffen. Auch die Kunden profitieren vom konstanten Raumklima: Es dient der technischen Präzision sowie der Prozessstabilität und stellt damit eine hohe Produktqualität und optimierte Lieferperformance sicher. Übrigens wird auch das Regenwasser sinnvoll eingesetzt – es wird in einer Zisterne gesammelt und für die sanitären Anlagen genutzt.

Das Ergebnis dieser vielfältigen innovativen Lösungen ist bemerkenswert: Obwohl die neue Produktion vollklimatisiert ist, werden im Vergleich zum alten Gebäude rund 35% Energiekosten pro Quadratmeter eingespart. Die Standardanforderungen der Energieeinsparverordnung (EnEV) wurden um mehr als die Hälfte unterschritten und geltende Energie- und Gebäuderichtlinien somit mehr als erfüllt.

Integration in das urbane Umfeld

Die „Urbane Produktion“ bietet eine hohe Lebens- und Arbeitsqualität und beeinträchtigt das Wohnumfeld nicht. Eine harmonische Integration der neuen Produktionsanlage ins städtische Umfeld ist ebenso gelungen wie die Vernetzung der Außenanlage mit den umliegenden Grundstücken. Die ohnehin niedrige Geräuschemission wird durch einen Lärmschutzwall noch weiter reduziert. Und neben einem Biotop und einem Spielplatz bietet WITTENSTEIN bastian der neuen Nachbarschaft künftig auch zwei Stromtankstellen zur öffentlichen Nutzung.

Zertifiziertes Pilotprojekt

Seit mehr als 100 Jahren treiben Zahnräder von WITTENSTEIN bastian die technische Entwicklung stetig an. Vom ersten Automobil der Weltgeschichte über die Robotertechnik bis hin zur modernen Raumfahrt und dem Motor-Rennsport – die Verzahnungslösungen aus Fellbach waren und sind gefragt. In Zukunft sind sie „grün“. Und zwar mit Brief und Siegel: Das gesamte Werk einschließlich der Büroflächen soll als erstes Gebäude dieses Typs durch die Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) zertifiziert werden – das Vorzertifikat in Gold wurde bereits verliehen.

Blick in die Zukunft: Industrie 4.0 – die „vierte Stufe der industriellen Entwicklung“

Für eine hochspannende Vision – unter dem Schlagwort Industrie 4.0 schon in aller Munde – hat WITTENSTEIN bastian im Neubau alle Vorbereitungen getroffen. Maschinen, Produktionsmittel und halbfertige Produkte sollen einmal via Internet in ständiger Verbindung miteinander stehen, so dass man beispielsweise die Spezifikation eines Zahnrads noch in letzter Minute ändern kann. Die Voraussetzungen, um nach und nach Elemente einer „mitdenkenden“ Produktion der Zukunft – sogenannte Cyber-Physische Systeme – in die Prozesse zu integrieren, sind also geschaffen. „Wir haben hier in Fellbach eine Demonstrationsfabrik errichtet, in der wir nach und nach exemplarisch die Konzepte von Industrie 4.0 integrieren wollen“, so Dr. Manfred Wittenstein, Vorstandsvorsitzender der WITTENSTEIN AG.

Echtes Neuland betritt man mit diesem Vorhaben: Bei der künftigen Verschmelzung von Produktionstechnologie und Internettechnologie steht bei WITTENSTEIN im Vordergrund, wie dieser radikale Umbruch der weltweiten industriellen Produktion geleistet und organisiert werden kann. Auf lange Sicht trage die Entwicklung in Richtung Industrie 4.0 aber auch zur Sicherung des Standortes Deutschland bei, da ist sich Dr. Manfred Wittenstein sicher. Er ist sich seiner unternehmerischen Verantwortung gegenüber Gesellschaft und Natur bewusst: „WITTENSTEIN sucht vernünftige und kluge Antworten auf die künftigen Anforderungen der Produktion. Unser Anspruch lautet, bestmögliche Produktqualität mit wirksamem Umweltschutz sowie gesellschaftlicher und sozialer Verantwortung zu verknüpfen.“