10.06.2013

Details und ein minutiös gesetzter Pinselstrich

56. Vernissage der WITTENSTEIN AG: „Frauen und mehr“ – Aquarellbilder von Detlev Bäuerlein.

„Es gibt den Maler, der aus der Sonne einen gelben Fleck macht, aber es gibt auch den, der mit Überlegung und Geschick aus einem gelben Fleck eine Sonne macht“. Mit diesem Zitat des großen Picasso umschrieb Laudator Alfons Marschall am Freitagabend, im Rahmen der 56. Vernissage im Atrium der WITTENSTEIN AG in Igersheim-Harthausen, sehr treffend die Einstellung des Laudaer Künstlers Detlev Bäuerlein zur Aquarellmalerei. Bis Mitte September können seine Bilder zum Thema „Frauen und mehr“ bestaunt werden (werktags nach telefonischer Voranmeldung).

Wer glaubt, in der aktuellen Ausstellung Aquarellbilder im herkömmlichen Verständnis dieser Technik vorzufinden, wird mit Erstaunen feststellen, dass er eine neue Sichtweise erhält. Denn „Aquarell ist nicht gleich Aquarell“, wie Laudator Alfons Marschall die Gäste der Vernissage am Freitagabend aufklärte. Die Bilder von Detlev Bäuerlein offenbaren ihren gesamten Inhalt erst bei näherer Betrachtung, so Marschall. Die meisten seiner Bilder erinnern an Plakate, die zunächst einmal die Aufmerksamkeit des Betrachters wecken sollen. Aber erst bei genauem Betrachten geben sie ihre – meist gedruckte – Botschaft preis. „Die Nähe macht den Reiz aus“, resümiert Marschall in seiner Laudatio. Da wird aus dem Klunker an der Halskette ein Edelstein. Auf der Uhr ist die Zeit zu sehen, ein Schild nennt den Namen des Restaurants, die Falten des Gewandes sind nicht nur Farblinien und auch der Ohrring ist nicht nur Form und Farbe, sondern wird zum eleganten Kunstwerk. Genau das ist das Faszinierende an diesen Bildern: der Reichtum an Details und der minutiös gesetzte Pinselstrich mit genau dieser Farbe.

Nach der offiziellen Begrüßung durch Christoph Heine, Geschäftsführer der WITTENSTEIN aerospace & simulation GmbH, brachte Marschall den rund 130 Besuchern der Vernissage in seinem Exkurs auch die Besonderheiten und den Detailreichtum der Aquarellmalerei nahe, die Detlef Bäuerlein meisterhaft in seinen Werken umsetzt. Er räumte auch das Vorurteil beiseite, dass das Malen mit Wasserfarben doch nur etwas für Kinder sei. Vielmehr gehört das Malen mit wasserlöslichen Farben wohl zu den ältesten Maltechniken überhaupt. Interessant ist dabei, wie der Aquarellmaler Menschen und deren Persönlichkeit in seinen Kunstwerken einfängt und den Betrachter so bisweilen vergessen lässt, dass es sich um Aquarelle handelt. Neben seinen Lieblingsmotiven, den ausdrucksstarken Gesichtern von Frauen, scheut es der Künstler jedoch nicht, auch traditionelle Motive in sein Repertoire aufzunehmen. Und in diesen werden dann auch die im traditionellen Sinne typischen Merkmale der Aquarelltechnik wieder deutlicher sichtbar, die sich aus größerer Entfernung zunächst nicht sofort offenbaren.

Der freischaffende Künstler Bäuerlein lebt und arbeitet heute in Lauda-Königshofen. Nach einer anfänglichen Experimentierphase mit verschiedensten maltechnischen Ausdrucksmöglichkeiten hat sich Detlev Bäuerlein bald der Aquarellmalerei verschrieben. In ihr sieht er die beste Möglichkeit, seine Motive nach seinen persönlichen Vorstellungen wirken zu lassen.

Abschließend verglich Marschall die Arbeit Bäuerleins mit der eines Komponisten: „Es gibt durchaus auch andere passende Töne, aber nur der eine, und nur dieser, ist hier und an dieser Stelle der richtige“. Zu diesem Vergleich passte auch der musikalische Rahmen der 56. Vernissage bei WITTENSTEIN. Mit Dixiland und Ballroom Orchestra-Klängen schufen Freunde des Künstlers eine wunderbar lockere Atmosphäre, wie sie nicht bei jeder Ausstellungseröffnung zu erleben ist.

Besucht werden kann die Ausstellung im Atrium der WITTENSTEIN AG immer werktags bis Mitte September nach telefonischer Voranmeldung. Anmeldungen nimmt Andrea Riedwelski, Telefon 07931/493-10463, entgegen.