26.05.2014

Der Zukunft Gestalt geben: Die WITTENSTEIN Innovationsfabrik ist eröffnet

Wirtschaft und Kultur im Dialog / Festakt in der Produktion mit Preisverleihung und Ausstellungseröffnung am 23. Mai 2014

Der Zukunft eine Gestalt geben. Mit ihrem neuen hochmodernen, ressourcenschonenden Mechatronik-Zentrum, der WITTENSTEIN Innovationsfabrik, weist die WITTENSTEIN AG am Firmenhauptsitz im baden-württembergischen Igersheim-Harthausen den Weg in die Produktion der Zukunft. Zwei Jahre nach dem Spatenstich wurde die mit 35 Millionen Euro bislang größte Einzelinvestition des Unternehmens am Abend des 23. Mai 2014 mit rund 600 Gästen offiziell und zugleich sehr individuell eröffnet.

Im Mittelpunkt der Festveranstaltung stand der intensive Austausch zwischen Kunst und Wirtschaft – angestoßen durch die Betrachtungen des Philosophen Peter Sloterdijk (Rektor der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe) über die Begrifflichkeit „Innovation“ – einer der beiden ganz bewusst zusammengefügten Namensbestandteile des Neubaus, nämlich „Innovation“ und „Fabrik“. Fortgesetzt wurde der Dialog durch die Preisverleihung des Fotografiewettbewerbs „ENTREPRENEUR 4.0 AWARD 2014“ mit anschließender Ausstellungseröffnung „Portraying Visions“ durch den international renommierten Fotografen Oliviero Toscani.

Seit Mitte März ist das von den Münchner HENN Architekten konzipierte Gebäude bereits in Betrieb genommen – für den Festakt inmitten der Produktion wurde jedoch Platz freigehalten auf den insgesamt rund 18.000 Quadratmetern Nutzfläche für Produktion und Büros. „Das Familienunternehmen WITTENSTEIN bekennt sich mit dem Neubau zum Standort Igersheim-Harthausen und zugleich zum Standort Deutschland“, so Dr. Manfred Wittenstein, Aufsichtsratsvorsitzender der WITTENSTEIN AG, in seinen Begrüßungsworten. „Zugleich beginnt mit der WITTENSTEIN Innovationsfabrik für uns eine neue Ära. Wir haben uns für die Zukunft aufgestellt, um weiterhin erfolgreich zu sein.“ Mit dem Namen für den Neubau gebe man ein klares Signal: „Innovation und Fabrik, zwei einst getrennte Welten, verschmelzen hier ganz bewusst und für jeden Kunden und Besucher auf den ersten Blick sichtbar miteinander. Innovation durchzieht die gesamte Wertschöpfungskette unserer mechatronischen Produkte; die Produktion steht dabei im Zentrum.“

Zwei Gratulanten folgten den Begrüßungsworten des Hausherrn Dr. Wittenstein auf der Bühne: Prof. Dr. Gunter Henn (HENN Architekten) überreichte ein Kunstwerk des deutschen Künstlers Thomas Baumgärtel, der auch unter dem Pseudonym „Bananensprayer“ bekannt ist. Seine gesprayten Bananen, die an die „Velvet-Underground-Banane“ von Andy Warhol erinnern, sind weltweit an den Eingängen vieler Kunstmuseen und zu finden – in Zukunft auch als Bild in der neuen Innovationsfabrik. Prof. Dr. Wolf-Dieter Lukas, Ministerialdirektor im Bundesministerium für Bildung und Forschung, bescheinigte der WITTENSTEIN AG: „Hier ist etwas ganz Großes entstanden.“

Wege weisend für die Industrie 4.0

In der WITTENSTEIN Innovationsfabrik ist die Produktion mechatronischer Antriebsysteme gerade erst angelaufen, doch sie wird eine Schlüsselrolle im Hinblick auf „die Produkte und die Produktion von morgen“ spielen. Denn ihr Innenleben ist wegweisend für die Industrie 4.0 konzipiert und zwar in mehrfacher Hinsicht: In ihr treibt WITTENSTEIN die Entwicklung seiner mechatronischen Produkte und Systeme voran, die die Kunden zukünftig einsetzen können. Parallel dazu werden schrittweise eigene Montageprozesse gemäß Industrie 4.0 etabliert. Ziel ist die sogenannte „Smart Factory“, die den Mitarbeitern für ihre Entscheidungen maßgeschneiderte Informationen zur richtigen Zeit an den richtigen Ort liefert und sich durch nachhaltig gesteigerte Produktivität und Flexibilität auszeichnet. Ideale Voraussetzungen auf dem Weg dahin bietet das neue Hybridgebäude – eine perfekt architektonisch und zudem höchst nachhaltig ausgetüftelte Kombination aus Produktion und allen übrigen Bereichen wie Büros, Laborbereichen oder Prüffeldern. Es beherbergt alle mechatronischen Geschäftsfelder der Unternehmensgruppe mitsamt der dazugehörenden Entwicklung, Produktion, Vertrieb, Auftragssteuerung, Beschaffung und Logistik, Qualitätssicherung und Kundenservice.
Das durchgängig ökologische und ökonomische Gesamtkonzept hat die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e.V. (DGNB) bereits mit der Vorzertifizierung in Gold honoriert.

Entgrenzung schafft Wertschöpfung

Während bislang einzelne Arbeitsgruppen meist räumlich getrennt voneinander ihre Aufgaben wahrgenommen haben, gibt es in der WITTENSTEIN Innovationsfabrik nun eng verzahnte Einheiten zwischen Entwicklung, Produktion und Vertrieb. „Hier findet der komplette Wertschöpfungsprozess im Radius von 30 Metern statt – von der Idee bis zum fertigen Produkt“, fasste Prof. Dr. Dieter Spath, Vorstandsvorsitzender der WITTENSTEIN AG, das Gesamtkonzept des neuen Mechatronikzentrums zusammen. Und er prognostizierete in seiner Impulsrede am Freitagabend: „Entgrenzung schafft Wertschöpfung. Deswegen werden wir effizienter und schneller – und damit für unsere Kunden noch besser.“

In der Fabrik der Zukunft stehe der Mensch im Mittelpunkt der Produktion. Er werde vom Bediener zum Bedienten, so Spath bei der Eröffnung vor den Gästen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Kunst: „Denn die Maschinen werden dem Mitarbeiter in der Produktion für seine Aufgaben in Echtzeit maßgeschneiderte Informationen liefern. Oder anders ausgedrückt: Der Mitarbeiter von morgen ist Planer und Entscheider in einem komplexen Umfeld. Natürlich steigen damit auch die Anforderungen an seine Kompetenzen, deshalb müssen wir die Menschen dafür qualifizieren, mit der Industrie 4.0 umzugehen.“

Und weiter: „Die Kernideen von Industrie 4.0 geben uns die einmalige Chance, noch flexibler auf Kundenwünsche zu reagieren – mit eigenen Produkten, aber auch mit unseren eigenen innovativen Produktionsprozessen.“ Die neuen Möglichkeiten flexibler Arbeitsgestaltung betrachtete Spath positiv: „Nur Menschen bringen Industrie 4.0 zum Laufen.“

Dass genau dafür der Neubau allerbeste Voraussetzungen mit sich bringe, davon zeigte sich Spath überzeugt: „Natürlich wünschen wir uns, dass viele Kunden aus aller Welt neugierig zu uns kommen ins Liebliche Taubertal, um mit uns partnerschaftlich innovativ zu arbeiten. Vielleicht wird die Innovationsfabrik auch zu einem echten Wallfahrtsort künftiger Produktionsformen, wie es uns bereits mit dem Konzept der „Urbanen Produktion“ in Stuttgart-Fellbach geglückt ist.“

Der Innovationsbegriff aus kulturphilosophischer Sicht   Die evolutionäre Entwicklung des Neugierwesens Mensch hin zu einem Gestalter und Bildner von Innovationen stellte der Philosoph und Rektor der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe, Prof. Dr. Peter Sloterdijk, anschließend in den Mittelpunkt seiner Ausführungen. Mit seinen pointierten anthropologischen Skizzen des Homo Sapiens auf dem langen Weg von einem Beutetier hin zu einem innovationstoleranten Wesen, das erst durch die kulturgeschichtlichen Einflüsse der Renaissance die menschliche Neugier als Triebfeder aller Innovation wieder „lizenzierte“, zog der Redner Sloterdijk auch in der WITTENSTEIN Innovationsfabrik seine Zuhörer mühelos von den ersten Worten an in seinen Bann. „Danach war in Europa der Weg frei zu einer erfolgreichen Symbiose von Kaufmannstum und Maschinenbau. Die Vermählung von Kreditwesen und Maschinenbau führte zur wirtschaftlichen Blüte, bis heute!“

Typisch für den Philosophen Sloterdijk seine abschließenden anerkennenden Worte für die neue Innovationsfabrik: „Gratulation zu dieser großartigen Installation: Ich weiß immer noch nicht genau: Ist das hier aus der Wiese gewachsen oder ist hier ein Raumschiff gelandet?“

Dialog „Industrie-Kunst“: die Innovationsfabrik ist Foto-Galerie   Der zweite abendlicher Höhepunkt der Eröffnung: Die Preisverleihung des von Dr. Manfred Wittenstein gemeinsam mit der Würzburger Fotografieagentur immagis ins Leben gerufenen internationalen Fotografiewettbewerbs „ENTREPRENEUR 4.0 AWARD 2014“. Der Wettbewerb ist mit insgesamt 23.000 Euro an Preisgeldern dotiert. Aufgabe der Fotografen war es gewesen, durch eine Interpretation des Unternehmers der Zukunft, also des Entrepreneurs 4.0, visuelle Spielräume für andere Formen des Denkens und Nachdenkens über die Welt im 21. Jahrhundert zu erschließen. Teilgenommen haben 30 international tätige, renommierte Fotografen sowie 12 Studenten der Ostkreuzschule für Fotografie, Berlin.

Mit der Preisverleihung an die ausgezeichneten Künstler Sascha Weidner, Bastian Gehbauer, Mara Ploscaru und Julia Runge durch den Fotografen Oliviero Toscani am Freitagabend wurde die Innovationsfabrik mit ihrer Eröffnung am Freitagabend zugleich Kunstgalerie: Die von Felix Hoffmann, Chef-Kurator C/O Berlin, kuratierte Ausstellung „Portraying Visions“ zeigt nun bis Ende des Jahres im ganzen Neubau verteilt die Fotografien der preisgekrönten Künstlerinnnen und Künstler sowie weiterer Nominierter.

„Kunst ist Kreativität in höchster Vollendung“, so das leidenschaftliche Credo des Fotografen Toscani am Freitagabend. Und weiter: „Wer nicht mutig ist, kann nicht kreativ sein. Und ohne Kreativität gibt es keine Innovation.“ Fotografien im Kontext von Industrie 4.0 eingebettet in den innovativen Produktionsalltag des Mechatronikkonzerns WITTENSTEIN – für Oliviero Toscani, den Laudator und Wettbewerbs-Juryvorsitzenden, eine optimal inspirierende Sache: „Fotografie ist für mich die geeignetste Kunstform, um die Zukunft zu verstehen. Denn unsere Arbeit setzt immer voraus, dass wir zunächst einmal die Gegenwart verstanden haben. Schließlich können wir nur das fotografieren – natürlich mit den heutigen Möglichkeiten technischer Bildbearbeitung – was auch tatsächlich existiert.“

An die offizielle Eröffnung der WITTENSTEIN Innovationsfabrik, moderiert durch die Rundfunk- und Fernsehmoderatorin Andrea Grießmann, schloss sich am Sonntag, 25. Mai, ein großes Mitarbeiterfest mit einer religionsübergreifenden Gebäudeweihe an.