29.09.2014

7. Europäischer Gesangswettbewerb DEBUT 2014: Glänzendes Finale

Adriana Ferfecka aus Polen gewinnt die Goldene Viktoria

247 junge Sängerinnen und Sänger aus 44 Nationen hatten sich beworben. Am Ende waren es sechs Nachwuchstalente, die sich beim großen Finale des 7. Europäischen Gesangswettbewerbs DEBUT 2014 dem Publikum präsentierten und dem Urteil der Jury stellten. Die glanzvolle Operngala am Samstagabend des 27. September in der Wandelhalle Bad Mergentheim wurde, wie in den vergangenen Jahren, von Tagesschau-Sprecher Jan Hofer moderiert, der das Publikum charmant durch den Abend führte.

„Singende Menschen sind glückliche Menschen, denn Singen ist Herz erfrischend und Herzen öffnend“, zeigt sich der Initiator des Wettbewerbs Dr. Manfred Wittenstein, Aufsichtsratsvorsitzender der WITTENSTEIN AG, im Interview mit Jan Hofer überzeugt. Mit der Gründung des Wettbewerbs im Jahr 2002 verband sich für den Unternehmer nicht nur die Vision, Wirtschaft, Technik und Kultur als Innovativ- und Kreativkräfte der Gesellschaft miteinander zu verbinden. Ein Wettbewerb von internationalem Renommee bekräftige und bestätige die Bedeutung der Region Hohenlohe-Franken als eine Region der Weltmarktführer, auch im kulturellen Bereich. WITTENSTEIN zeigte sich glücklich, mit der Jeunesses Musicales Deutschland, einen idealen Partner hierfür gefunden zu haben. „Ich bin froh, dass wir 2010 den Schritt der Kooperation gegangen sind. Wir haben noch viel zusammen vor.“

Kammersängerin Christa Ludwig, Schirmherrin von DEBUT 2014,   charakterisierte es als größte sängerische Herausforderung, einem Gedanken oder einer in Töne gesetzten Emotion in einer Weise Ausdruck zu verleihen, „dass jeder Ton beseelt ist“. Dieses Essentielle, das nicht in den Noten stehe, zu vermitteln, darin sehe sie ihre Aufgabe in der Unterstützung junger Nachwuchstalente, begründete die Kammersängerin ihr Engagement als Schirmherrin zu Beginn des festlichen Abends.

Spitzenniveau aller Finalisten

Dass es für die Jury angesichts des Spitzenniveaus der sechs Finalisten eine schwere Entscheidung werden würde, wurde am Samstagabend in der ausverkauften Wandelhalle schnell deutlich. Technisch brillant, leidenschaftlich, und sympathisch präsentierten sich die vier Sängerinnen und zwei Sänger in der Operngala. Begleitet wurden sie von der Württembergischen Philharmonie Reutlingen unter der Leitung Catherine Rückwardt, die die Nachwuchstalente aufmerksam und souverän bei ihrem Auftritt unterstützte.

Das Orchester eröffnete den Abend mit der Ouvertüre zur Oper „Euryanthe“ von Carl Maria von Weber – mit ihren heroischen und lyrischen Momenten ein strahlender Auftakt zum Finalabend. Für die Radio-Liveübertragung auf SWR2 noch getoppt durch die Ouvertüre zu Mozarts „Le nozze di Figaro“, die einen dramatischen Entwicklungsbogen bis zur erhabenen Majestät spannte.

Als erste Finalistin präsentierte sich die weißrussische Sopranistin Maria Chabounia mit der Arie „Adieu, notre petite table“ aus der Oper „Manot“ von Jules Massenet. Den Abschiedsschmerz der Manot lotete sie nuanciert aus, vom leisesten Seufzer bis zum starken Gefühlsausbruch gelang ihr ein klangschöner und anrührender Vortag. Im zweiten Teil des Abends zeigt sich sie die sympathische Sängerin mit vergnüglich-mimischen Talent als Rosina in Gioacchino Rossini „Il barbiere di Siviglia“. Die anspruchsvollen Koloraturen der Arie „Una voce poco fà“ meisterte sie scheinbar mühelos.

Margrethe Fredheim aus Finnland hatte für ihren ersten Auftritt die Arie  der Fiordiligi „Come scoglio“ aus Wolfgang Amadeus Mozarts „Così fan tutte“ gewählt“. Sie interpretierte die Felsenarie mit bezaubernde Stimme und einem angenehmen Vibrato, auch wenn dies nicht in allen Lagen mit derselben Souveräntität gelang. Die Arie der Margherita „L'altra notte in fondo al mare“ aus Arrigo Boitos „Mefistofele“ im zweiten Teil interpretierte sie mit großer Leidenschaft, wobei ihre Stimme insbesondere in der Höhe ihre volle Größe und einen schönen Glanz entfaltete.

Alejandro Lárraga Schleske präsentierte sich mit Arie des Pierrot „Mein Sehnen, mein Wähnen“ aus Erich Korngolds Oper „Die tote Stadt“. In diesem als ein „Walzer in Zeitlupe“ komponierten Stück beeindruckte der mexikanische Bariton durch sonore Tiefe und schmelzende Höhen und auch die Arie „Il balen del suo sorriso“ des Conte di Luna aus Guiseppe Verdi „Il Trovatore“ gestaltete er mit klangschönem, dunklen Timbre. In seiner Solidität blieb der Vortrag jedoch etwas gleichförmig und hätte durch einen stärkeren Vorwärtsdrang in der emotionaler Energie noch gewinnen können.

Als kokettes Blondchen präsentierte sich die Schweizer Sopranistin Amelia Sciocolone. In der Arie „Durch Zärtlichkeit und Schmeicheln“ aus Wolfgang Amadeus Mozarts „Die Entführung aus dem Serail“ beeindruckte sie durch eine staunenswert biegsame, wenn auch eher kleine Stimme. Schwelgerisch dann im zweiten Teil ihre Interpretation der Arie „Quando m'en vò“ der Musette in Giacomo Puccinis „La Bohème“. Die Koloraturen der Sopranistin waren von makellos, wenn auch die Höhen nicht immer ganz gelangen.

Mit Jakub Józef Orlinksi war im Finale auch das Stimmfach des seltener gehörten Countertenors vertreten. Er präsentierte sich Publikum und Jury mit dem Lamento des Orfeo in Christoph Willibalds Gluck „Orfeo ed Euridice“ und der Arie des Tamerlano „A dispetto d'un volto ingrato“ in Georg Friedrich Händels gleichnamiger Oper. Der junge Pole gefiel durch seine sympathische Ausstrahlung und beeindruckte durch bravourös-treffsichere Koloraturakrobatik, einen schlanke, in der Tiefe leider etwas belegte Stimme und einen wahrhaftigen emotionalen Ausdruck.

Die Sopranistin Adriana Ferfecka aus Polen hatte sich für ihren ersten Auftritt eine Arie aus Vincenzo Bellinis „I Capuleti e i Montecchi“ gewählt. Als Giulietta, entrückt und mit beinahe engelsgleichem Ausdruck zog die Sopranistin mit „Oh, quante volte“ zog das Publikum in ihren Bann. Und auch mit ihrer zweiten Arie „Un bel di vedremo“ aus Giacomo Puccinis Madame Butterfly sorgte sie für Gänsehaut. Die Unmittelbarkeit und Nuanciertheit des Ausdrucks ließen alle sängerischen Schwierigkeiten vergessen. Und so wurde der erträumte Triumph der betrogenen Madame Butterfly im DEBUT-Finale zu einem Triumph der jungen Sopranistin aus Polen, die sich damit den 1. Preis im Wettbewerb 2014 ersang.

Bevor die Sieger ausgezeichnet wurden, erlebte das Publikum noch einen weiteren, außergewöhnlichen Höhepunkt des Wettbewerbs und des Finalkonzerts. Die Jury hatte in dem erst 17-Jährigen Wettbewerbsteilnehmer Yurii Yushevich aus Russland ein „absolutes Ausnahmetalent“ erkannt und den Countertenor deshalb mit einem Sonderpreis ausgezeichnet, verbunden mit einem Auftritt außer Konkurrenz im Finalkonzert  Wie bereits in den Vorrunden auf Schloss Weikersheim verzauberte der junge Sänger das Publikum durch seine glockenklare Stimme und  faszinierte mit seinem Vortrag der Arie des Giustino „Vedro con mio diletto“ aus Antonio Vivaldis gleichnamiger Oper.

Preise, Preise, Preise…

Die Goldene Viktoria, verbunden mit einem Preisgeld von 10.000 Euro überreichte der Initiator des Wettbewerbs Dr. Manfred Wittenstein an eine strahlenden Adriana Ferfecka. Sie hatte in allen vier Wettbewerbskategorien gleichermaßen überzeugt: Stimmlich, technisch, in der Auswahl der Stücke und der künstlerischen Gestaltung – insgesamt der stimmigste Vortrag.

Platz 2 und damit verbunden ein Preisgeld über 5.000 Euro ging Maria Chabounia aus Weißrussland. Über eine Bronzene Viktoria und 2.500 Euro freute sich der polnische Countertenor Jakub Józef Orlinski. Der 4.-6. Preis war jeweils mit 500 Euro dotiert. Punktgleich auf Platz 4 lagen Amelia Scicolone  aus der Schweiz und der mexikanische Bariton Alejandro Lárraga Schleske. Der 5. Preis ging an die norwegische Sopranistin Margrethe Fredheim.

Der 7. Europäische Gesangswettbewerb DEBUT wurde von mehreren Intendanten renommierter Opernhäuser erneut als attraktive Möglichkeit wahrgenommen und genutzt, junge Talente zu entdecken und zu engagieren. So wurden auch in diesem Jahr eine ganze Reihe weiterer Förder- und Engagementpreise vergeben. Die Tatsache, dass auch einige Halbfinals-Teilnehmer mit Preisen ausgezeichnet wurden, zeigt dabei das durchweg hohe Niveau des Wettbewerbs.

Einen Sonderpreis im Wert von 3.000 Euro vergab die Jeunesses Musicales Deutschland. Die armenische Sopranistin Ruzan Matashyan (Semifinalistin) erhält ein Vollstipendium beim Internationalen Opernkurs der Jungen Oper Schloss Weikersheim, einem der renommiertesten Förderprojekte des Opernnachwuchses auf europäischer Ebene und wird 2015 in Mozarts „Le nozze di Figaro“ eine Partie gestalten.

Die Jeunesses Musicales Deutschland vergab darüber hinaus ein Stipendium für die Teilnahme am Exzellenz-Labor Gesang 2015 unter Leitung von Hedwig Fassbender im Wert von 1.000 Euro an die deutsche Sopranistin Elisabeth Auerbach (Semifinalistin).

Die Württembergische Philharmonie Reutlingen vergab einen Engagement-Preis für einen Konzertauftritt mit dem Orchester im Wert von 1.500 Euro an Jakub Józef Orlinski.

Einen Engagementpreis vergeben vom Förderkreis Bronnbach Klassik erhielten, verbunden mit der Einladung zur Teilnahme an einem Konzert im Rahmen des Bronnbacher Musikfrühlings im Wert von jeweils 1.000 Euro erhielt Maria Chabounia.

Ein Engagementpreis der Gottlob-Frick-Gesellschaft Heilbronn für zwei Konzerte im Wert von 2.500 Euro ging ebenfalls an einen Semifinalisten, an den rumänischen Tenor Alazaroae Remus.

Engagementpreise der  des Theaters Erfurt und der Deutsche Oper Berlin erhielten Margrethe Fredheim und Adriana Ferfecka.

Einen Förderpreis der Jury, verbunden mit 1.000 Euro erhielt der erst siebzehnjährige Countertenor Yurii Yushkevich aus Russland.

Die Oper Leipzig vergab ebenfalls einen Förderpreis an den jungen Countertenor Yurii Yushkevich.

Bild 1:
Siegerfoto DEBUT 2014: Adriana Ferfecka, Gewinnerin der Goldenen Viktoria 2014 (Mitte), Maria Chabounia, Silberne Viktoria (rechts) und Jakub Jòzef Orlinski, Bronzene Viktoria (links).


Bild 2: 
Dr. Manfred Wittenstein, Aufsichtsratsvorsitzender der WITTENSTEIN AG und Initiator des Europäischen Gesangswettbewerbs DEBUT (links), im Gespräch mit Jan Hofer (rechts).

Bild 3:
Sie alle waren DEBUT 2014: Gruppenbild mit Finalisten, Jury, Sponsoren und Veranstaltern

Bild 4:
Große Emotionen bei der Preisverleihung DEBUT 2014 (von links nach rechts): Juryvorsitzender Prof. KS Harald Stamm,  Schirmherrin Prof. KS Christa Ludwig, Jakub Józef Orlinski (Bronzene Viktoria), Adriana Ferfecka (Goldene Viktoria), Maria Chabounia (Silberne Viktoria) und Patrick Bialdyga (Künstlerischer Leiter DEBUT 2014).

Bild 5:
Schirmherrin von DEBU 2014: KS Prof. Christa Ludwig

Bild 6:
Adriana Ferfecka, Siegerin DEBUT 2014 auf der Bühne der Wandelhalle in Bad Mergentheim

Bild 7:
Ausnahmetalent mit 17 Jahren: Yurii Yushkevich

Bilder 8,9,10:
Die Drei DEBUT-Sieger in Einzelportraits